Lesereise Schottland by Ralf Sotscheck

Lesereise Schottland by Ralf Sotscheck

Autor:Ralf Sotscheck [Sotscheck, Ralf]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 3854529910
Herausgeber: Picus Verlag GmbH
veröffentlicht: 2011-02-01T23:00:00+00:00


»Ich rieche Torf und Seetang«

Auf der kurzen Überfahrt von Mallaig nach Armadale auf der Insel Skye ging Henry Vollam Morton vor siebzig Jahren der Gedanke durch den Kopf, dass er dabei sei, sich einen Traum zu zerstören: »Vielleicht wird es ebenso enttäuschend sein, Skye zu sehen, wie später im Leben eine Frau zu treffen, die man als Achtzehnjähriger heiraten wollte. Etwas aber, das aus den blauen Bergen herausleuchtet, bringt mir meine Fassung zurück. Die Wolken lichten sich, und ich sehe seltsame und groteske Berge. Dunkel und heroisch liegen sie da.«

Die Isle of Skye ist mit tausenddreihundertachtzig Quadratkilometern die größte Insel der Inneren Hebriden. Die Autofähre der Reederei Caledonian MacBrayne, die viele Inseln vor der schottischen Küste versorgt, benötigt eine halbe Stunde, um Passagiere zur Insel zu transportieren. Skye ist auf der berühmten schottischen Landkarte des Claudius Ptolemäus aus dem zweiten Jahrhundert verzeichnet. Allerdings verlagerte der Mathematiker und Geograf aus Alexandria die Hebrideninsel in die Nähe von Norwegen und nannte sie »Skitis«. Über die frühen Siedler ist wenig bekannt. Die spätere Geschichte hat jedoch bis heute ihre Spuren hinterlassen. Vor allem im Norden und Westen der Insel zeugen viele nordische Orts- und Familiennamen davon, dass Skye vierhundert Jahre lang unter norwegischer Herrschaft stand.

Auf Skye und im übrigen Hochland hielt sich das keltische Gesellschaftssystem bis ins 18. Jahrhundert. Grundeinheit war der clan, die erweiterte Familie. Ihr stand der chief vor, dem alle zu gehorchen hatten. Nach seinem Tod wählte die Ratsversammlung einen Nachfolger. Auf Skye herrschten drei clans: die MacDonalds, die MacLeods und die MacKinnons.

Die Fähre von Mallaig legt im Hafen von Armadale mit seinem »Seafood Takeaway« – einer winzigen Holzhütte – und seinem Souvenirladen an. Gleich daneben steht Armadale Castle, der Stammsitz der MacDonalds. Das Schloss, das erst 1815 erbaut wurde, ist heute eine Ruine. Im restaurierten Teil befindet sich das Clan Donald Centre, wo ein audiovisuelles Programm darüber informiert, wie die MacDonalds zum bestorganisierten clan der modernen Zeit wurden – auch wenn von den vierhundertachtzigtausend Hektar, die der clan vor hundert Jahren auf Skye noch besaß, inzwischen nur noch ein Drittel übrig ist. Der Sippe gehören ebenso viele Mitglieder an, wie Schottland Einwohner hat: fünf Millionen, darunter auch die berühmten Fleischbrötchenkonstrukteure aus den USA. Wer möchte, kann im Studienzentrum des Schlosses nach seinen Vorfahren forschen. Der heutige clan chief betreibt in Irleornsay etwas weiter nördlich ein Hotel. Das dazugehörige Restaurant ist alles andere als ein McDonald’s: Es handelt sich um einen exklusiven Laden mit exorbitanten Preisen.

Hinter Armadale wird die Straße für zwanzig Kilometer einspurig. Von Zeit zu Zeit gibt es geteerte Ausbuchtungen, die bei Gegenverkehr das Ausweichen ermöglichen. In den Straßenbelag sind immer wieder Metallgitter eingelassen: Sie dienen als Sperren für Schafe, denn die können mit ihren Hufen nicht über die schmalen Gitterstäbe laufen. Die Straße führt durch den »Garten von Skye«, wie die Sleat-Halbinsel heißt, nach Broadford. Vor der Küste liegt Pabay, die »Priesterinsel«, wo früher Piraten hausten. Drei Buchten weiter kommt man nach Portree, mit fünfzehnhundert Einwohnern die Hauptstadt der Insel. Der Name bedeutet im Gälischen »Königshafen«: Hier stach Jakob V.



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